Relevant und brisant, informativ und investigativ – das ist das SWR Kultur Feature am Freitag. Das SWR Kultur Feature am Sonntag präsentiert schlicht und kühn: hochklassiges Kulturfeature – mit allen Mitteln des Mediums. Und online können Sie alle beide als Podcast nachhören.
…
continue reading
Вміст надано Südwestrundfunk. Весь вміст подкастів, включаючи епізоди, графіку та описи подкастів, завантажується та надається безпосередньо компанією Südwestrundfunk або його партнером по платформі подкастів. Якщо ви вважаєте, що хтось використовує ваш захищений авторським правом твір без вашого дозволу, ви можете виконати процедуру, описану тут https://uk.player.fm/legal.
Player FM - додаток Podcast
Переходьте в офлайн за допомогою програми Player FM !
Переходьте в офлайн за допомогою програми Player FM !
ASMR auf der Bühne: „Er putzt“ von Valeria Gordeev in Wiesbaden
MP3•Головна епізоду
Manage episode 462121146 series 2550181
Вміст надано Südwestrundfunk. Весь вміст подкастів, включаючи епізоди, графіку та описи подкастів, завантажується та надається безпосередньо компанією Südwestrundfunk або його партнером по платформі подкастів. Якщо ви вважаєте, що хтось використовує ваш захищений авторським правом твір без вашого дозволу, ви можете виконати процедуру, описану тут https://uk.player.fm/legal.
Das Stück beginnt mit einem raumfüllenden beruhigenden Flüstern: Die Autorin Valeria Gordeev hatte 2023 mit „Er putzt“ den renommierten Ingeborg-Bachmannpreis gewonnen. Der Text sei eine Ode an die „Empfindlichkeit“, wie Jurorin Insa Wilke ihn damals treffend beschrieb. Er erzählt von Konstantin, einem Studenten, der für seine abwesende, weil arbeitende Mutter die Wohnung putzt und dabei auf seine jüngere Schwester Lada aufpasst. Das Putzen betreibt er mit Akribie und Leidenschaft an der Grenze zur Zwangsneurose. Welche Gedanken ihm dabei im gleichförmigen Rhythmus des Schrubbens durch den Kopf perlen, das beschreibt die Autorin in ihrem nur zehnseitigen Text meisterlich. Und doch entschied sich Regisseurin Marie Schleef, kein Wort dieses Textfragmentes auf der Bühne sprechen zu lassen. Sie überträgt den Eindruck von Langsamkeit und Hingabe, den dieser Text im Kopf hinterlässt, vielmehr mit ur-theatralen Mitteln auf die Bühne.
…
continue reading
Optische Anlehnung an Wim Wenders
Anfangs öffnet sich ein zarter Vorhang, bemalt mit dem Kranich, in Japan ein Glückssymbol, und weckt Assoziationen an Wim Wenders Film „Perfect Days“ (2023). Es ist eine Geschichte über einen japanischen Toilettenputzmann, der seine Arbeit mit liebevoller Hingabe erledigt. Dahinter leuchtet ein Bühnenbild, so poppig-bunt wie die Vielfarbigkeit von Putzschwämmen. Aufgeräumt sieht es aus, auf der linken Seite eine Kommode mit VHS-Kassetten – wir befinden uns wohl in der vordigitalen Zeit. Durch eine lautstark herrlich knarzende Falttür rechts tritt Konstantin, der gleich zweimal verkörpert wird von Jonas Grundner-Culemann und Adi Hrustemović, oder seine kleine Schwester Lada (gespielt von Ida Rauschnabel. Alle Bewegungen der drei Schauspielenden sind ultralangsam, bewusst ausgeführt und wirken dadurch wie schwerelos.Hymne an die entschleunigte Kindheit
Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis der doppelte Konstantin einmal durchs Zimmer geht und zum Schrubber greift. Seine kleine Schwester blubbert mit Hingabe in ihr Limonadenglas – das kann schon mal zehn Minuten dauern – oder putzt mit der beruhigend brummenden Elektrozahnbürste ihre Zähne, während ihr Bruder ihr dabei zusieht. Der ganze Abend ist eine Hymne an die vergangene Kindheit, in der sich die Zeit für uns noch unendlich gedehnt hat. Und vielleicht auch auf das Schreiben selbst, auch wenn Valeria Gordeevs Text hier nurmehr als Folie dient.Publikum in ASMR-Seligkeit
Es fällt nicht allen Zuschauern leicht, sich auf die Slow-Motion-Performance einzuschwingen. Es wird „schneller“ und „mehr Tempo bitte“ hinter mir gemurrt. Und doch: Nach kurzer Zeit legt sich eine völlig entspannte, trancehafte Stimmung über das Publikum, vielleicht ausgelöst von den liebevoll arrangierten ASMR- Geräuschen: Bonbonpapierknistern, Staubwischen, Schrubben, Wassertröpfeln. es ist ein krasser Gegenentwurf zu den rasend-schnellen TikTok-Aufgeregtheiten. Auch im Western wird Zeit unendlich gedehnt, um Spannung zu erzeugen. Robert Wilson hatte in seinen Inszenierungen die Zeitlupe zu seinem Markenzeichen gemacht. Es ist wohl kein Zufall, dass heute gerade junge Menschen die langsamen Geräusch-Inszenierungen im Netz als beruhigende Einschlafhilfen brauchen, gegen den allgegenwärtigen Overkill von Bild und Musikeindrücken.Neuerfindung des Theaters der Langsamkeit
Hier packt Konstantin ein Bonbon aus und lutscht es genüsslich. Heute würde man wahrscheinlich „achtsam“ sagen. Wie das Team um Marie Schleef hier das Theater der Langsamkeit neu erfindet, das ist über weite Strecken überraschend unterhaltsam. Eigentlich geschieht … nichts – abgesehen von sehr lustigen riesenhaften Staubmonstern, die durch die Falttür schielen oder den keulengroßen Ohrenstäbchen, die herbeischweben, um den Putzteufel in Konstantin zu entfesseln. Und so entsteht eine ganz eigene Interpretation des Textes „Er putzt“ von Valeria Gordeev – die übrigens bei dieser Uraufführung dabei war und sich sichtlich zufrieden zeigte. Donnernder Applaus für eine anregende Umsetzung eines unausgesprochenen Textes.92 епізодів
MP3•Головна епізоду
Manage episode 462121146 series 2550181
Вміст надано Südwestrundfunk. Весь вміст подкастів, включаючи епізоди, графіку та описи подкастів, завантажується та надається безпосередньо компанією Südwestrundfunk або його партнером по платформі подкастів. Якщо ви вважаєте, що хтось використовує ваш захищений авторським правом твір без вашого дозволу, ви можете виконати процедуру, описану тут https://uk.player.fm/legal.
Das Stück beginnt mit einem raumfüllenden beruhigenden Flüstern: Die Autorin Valeria Gordeev hatte 2023 mit „Er putzt“ den renommierten Ingeborg-Bachmannpreis gewonnen. Der Text sei eine Ode an die „Empfindlichkeit“, wie Jurorin Insa Wilke ihn damals treffend beschrieb. Er erzählt von Konstantin, einem Studenten, der für seine abwesende, weil arbeitende Mutter die Wohnung putzt und dabei auf seine jüngere Schwester Lada aufpasst. Das Putzen betreibt er mit Akribie und Leidenschaft an der Grenze zur Zwangsneurose. Welche Gedanken ihm dabei im gleichförmigen Rhythmus des Schrubbens durch den Kopf perlen, das beschreibt die Autorin in ihrem nur zehnseitigen Text meisterlich. Und doch entschied sich Regisseurin Marie Schleef, kein Wort dieses Textfragmentes auf der Bühne sprechen zu lassen. Sie überträgt den Eindruck von Langsamkeit und Hingabe, den dieser Text im Kopf hinterlässt, vielmehr mit ur-theatralen Mitteln auf die Bühne.
…
continue reading
Optische Anlehnung an Wim Wenders
Anfangs öffnet sich ein zarter Vorhang, bemalt mit dem Kranich, in Japan ein Glückssymbol, und weckt Assoziationen an Wim Wenders Film „Perfect Days“ (2023). Es ist eine Geschichte über einen japanischen Toilettenputzmann, der seine Arbeit mit liebevoller Hingabe erledigt. Dahinter leuchtet ein Bühnenbild, so poppig-bunt wie die Vielfarbigkeit von Putzschwämmen. Aufgeräumt sieht es aus, auf der linken Seite eine Kommode mit VHS-Kassetten – wir befinden uns wohl in der vordigitalen Zeit. Durch eine lautstark herrlich knarzende Falttür rechts tritt Konstantin, der gleich zweimal verkörpert wird von Jonas Grundner-Culemann und Adi Hrustemović, oder seine kleine Schwester Lada (gespielt von Ida Rauschnabel. Alle Bewegungen der drei Schauspielenden sind ultralangsam, bewusst ausgeführt und wirken dadurch wie schwerelos.Hymne an die entschleunigte Kindheit
Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis der doppelte Konstantin einmal durchs Zimmer geht und zum Schrubber greift. Seine kleine Schwester blubbert mit Hingabe in ihr Limonadenglas – das kann schon mal zehn Minuten dauern – oder putzt mit der beruhigend brummenden Elektrozahnbürste ihre Zähne, während ihr Bruder ihr dabei zusieht. Der ganze Abend ist eine Hymne an die vergangene Kindheit, in der sich die Zeit für uns noch unendlich gedehnt hat. Und vielleicht auch auf das Schreiben selbst, auch wenn Valeria Gordeevs Text hier nurmehr als Folie dient.Publikum in ASMR-Seligkeit
Es fällt nicht allen Zuschauern leicht, sich auf die Slow-Motion-Performance einzuschwingen. Es wird „schneller“ und „mehr Tempo bitte“ hinter mir gemurrt. Und doch: Nach kurzer Zeit legt sich eine völlig entspannte, trancehafte Stimmung über das Publikum, vielleicht ausgelöst von den liebevoll arrangierten ASMR- Geräuschen: Bonbonpapierknistern, Staubwischen, Schrubben, Wassertröpfeln. es ist ein krasser Gegenentwurf zu den rasend-schnellen TikTok-Aufgeregtheiten. Auch im Western wird Zeit unendlich gedehnt, um Spannung zu erzeugen. Robert Wilson hatte in seinen Inszenierungen die Zeitlupe zu seinem Markenzeichen gemacht. Es ist wohl kein Zufall, dass heute gerade junge Menschen die langsamen Geräusch-Inszenierungen im Netz als beruhigende Einschlafhilfen brauchen, gegen den allgegenwärtigen Overkill von Bild und Musikeindrücken.Neuerfindung des Theaters der Langsamkeit
Hier packt Konstantin ein Bonbon aus und lutscht es genüsslich. Heute würde man wahrscheinlich „achtsam“ sagen. Wie das Team um Marie Schleef hier das Theater der Langsamkeit neu erfindet, das ist über weite Strecken überraschend unterhaltsam. Eigentlich geschieht … nichts – abgesehen von sehr lustigen riesenhaften Staubmonstern, die durch die Falttür schielen oder den keulengroßen Ohrenstäbchen, die herbeischweben, um den Putzteufel in Konstantin zu entfesseln. Und so entsteht eine ganz eigene Interpretation des Textes „Er putzt“ von Valeria Gordeev – die übrigens bei dieser Uraufführung dabei war und sich sichtlich zufrieden zeigte. Donnernder Applaus für eine anregende Umsetzung eines unausgesprochenen Textes.92 епізодів
Усі епізоди
×Ласкаво просимо до Player FM!
Player FM сканує Інтернет для отримання високоякісних подкастів, щоб ви могли насолоджуватися ними зараз. Це найкращий додаток для подкастів, який працює на Android, iPhone і веб-сторінці. Реєстрація для синхронізації підписок між пристроями.