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Antonio Scurati – M. Das Buch des Krieges

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Das erste Buch seiner Reihe, „M. Der Sohn des Jahrhunderts“, bezeichnete Antonio Scurati als „dokumentarischen Roman“: Alles darin, jede Figur, jeder Dialog sei durch Dokumente belegt, schrieb der Schriftsteller in einer Vorbemerkung. Das gilt auch für seine folgenden Mussolini-Romane. Was sie von Geschichtsbüchern definitiv unterscheidet, ist zum einen das gehobene Stilregister von Scuratis Prosa, zum anderen die Kunstfertigkeit des Autors, die psychologische Entwicklung der handelnden Figuren nachzuzeichnen. Er versetzt uns – teils auch durch wortgetreu zitierte Zeitzeugnisse – in deren Gedankenwelt. Protagonisten von Scuratis M-Bücher sind größtenteils Faschisten, denen in „M. Das Buch des Krieges“ sich Nazis hinzugesellen.

Erschütternde Zeitzeugnisse

Bei den ersten Wagen hat mir etwas die Hand gezittert, als ich geschossen habe, aber man gewöhnt sich an das. Beim zehnten Wagen zielte ich schon ruhig und schoss sicher auf die vielen Frauen, Kinder und Säuglinge. Der Tod, den wir ihnen gaben, war ein schöner, kurzer Tod, gemessen an den höllischen Qualen von Tausenden und Abertausenden in den Kerkern der GPU. Säuglinge flogen in großem Bogen durch die Luft, und wir knallten sie schon im Fliegen ab, bevor sie in die Grube und ins Wasser flogen.

Quelle: Antonio Scurati – M. Das Buch des Krieges

Ein Auszug aus dem Brief eines Polizeisekretärs aus Wien, der 1941 aus dem Russlandfeldzug an seine Frau schreibt. Es sind nicht die einzigen schaurigen Zeilen im „Buch des Krieges“. Es geht um den Zweiten Weltkrieg, an dem Italien zunächst als Verbündeter Nazi-Deutschlands teilnahm. Das Buch umspannt den Zeitraum zwischen dem 28. Juni 1940, dem achtzehnten Tag der italienischen Kriegsbeteiligung, und dem 25. Juli 1943 – dem Tag, an dem Benito Mussolini vom Großrat des Faschismus abgesetzt und auf Königsbefehl verhaftet wurde. Denn der Diktator weigerte sich weiterhin, das militärische Debakel zur Kenntnis zu nehmen.

Alles nur, um Hitler zu imponieren

Dabei war der Krieg für Italien von Anfang an verloren. Militärs und Parteikader – alle wussten, dass Italiens Waffenarsenal heillos veraltet und das Land keineswegs „kriegstüchtig“ war. Aber dem Duce war der Eintritt in den Krieg nicht auszureden gewesen. Anfangs spekulierte er darauf, Deutschland würde den Krieg im Nu gewinnen, und Italien könnte sich mit ein paar Tausend toter Soldaten ein Stück der Kriegsbeute erkaufen. Später trieb sein verändertes Verhältnis zu Hitler Mussolini dazu, suizidale Militäraktionen zu befehlen. War der Duce der Italiener einst des Führers Vorbild gewesen, wurde er durch die militärische Übermacht Deutschlands zu seinem Trabant. Angst vor Blamage und gedemütigter Größenwahn bestimmten demnach sein Handeln.
Dass die Italiener ihren deutschen Kameraden ebenbürtig sein und seine Faschisten mit den Nazi-Verbündeten Schritt halten mögen: Das ist an diesem Septemberende Benito Mussolinis höchstes Streben. Doch zu seinem großen Kummer bringen sie es nicht fertig. Deshalb geschieht es immer häufiger, dass die Mitarbeiter des Duce seine anti-italienischen Wutausbrüche ertragen müssen.

Quelle: Antonio Scurati – M. Das Buch des Krieges

Italiener als Kanonenfutter

Der italienische Waffengang wurde, wie vorgesehen, eine Endlosschleife von Niederlagen und sinnlosen Gemetzeln. Zu Hunderttausenden wurden schlecht ausgerüstete und nicht mal angemessen gekleidete junge Männer in den sicheren Tod geschickt. Eine angekündigte Tragödie. In der Tat ähnelt Antonio Scuratis „M. Buch des Krieges“ einem antiken Trauerspiel: Es beschreibt den Sinkflug eines Herrschers, dessen Hybris ihn und sein Land in den Abgrund stürzt – und mitschuldig werden lässt am größten Blutbad des 20. Jahrhunderts. Mehr als 68 Millionen Menschen starben im Zweiten Weltkrieg.
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Erschütternde Zeitzeugnisse

Bei den ersten Wagen hat mir etwas die Hand gezittert, als ich geschossen habe, aber man gewöhnt sich an das. Beim zehnten Wagen zielte ich schon ruhig und schoss sicher auf die vielen Frauen, Kinder und Säuglinge. Der Tod, den wir ihnen gaben, war ein schöner, kurzer Tod, gemessen an den höllischen Qualen von Tausenden und Abertausenden in den Kerkern der GPU. Säuglinge flogen in großem Bogen durch die Luft, und wir knallten sie schon im Fliegen ab, bevor sie in die Grube und ins Wasser flogen.

Quelle: Antonio Scurati – M. Das Buch des Krieges

Ein Auszug aus dem Brief eines Polizeisekretärs aus Wien, der 1941 aus dem Russlandfeldzug an seine Frau schreibt. Es sind nicht die einzigen schaurigen Zeilen im „Buch des Krieges“. Es geht um den Zweiten Weltkrieg, an dem Italien zunächst als Verbündeter Nazi-Deutschlands teilnahm. Das Buch umspannt den Zeitraum zwischen dem 28. Juni 1940, dem achtzehnten Tag der italienischen Kriegsbeteiligung, und dem 25. Juli 1943 – dem Tag, an dem Benito Mussolini vom Großrat des Faschismus abgesetzt und auf Königsbefehl verhaftet wurde. Denn der Diktator weigerte sich weiterhin, das militärische Debakel zur Kenntnis zu nehmen.

Alles nur, um Hitler zu imponieren

Dabei war der Krieg für Italien von Anfang an verloren. Militärs und Parteikader – alle wussten, dass Italiens Waffenarsenal heillos veraltet und das Land keineswegs „kriegstüchtig“ war. Aber dem Duce war der Eintritt in den Krieg nicht auszureden gewesen. Anfangs spekulierte er darauf, Deutschland würde den Krieg im Nu gewinnen, und Italien könnte sich mit ein paar Tausend toter Soldaten ein Stück der Kriegsbeute erkaufen. Später trieb sein verändertes Verhältnis zu Hitler Mussolini dazu, suizidale Militäraktionen zu befehlen. War der Duce der Italiener einst des Führers Vorbild gewesen, wurde er durch die militärische Übermacht Deutschlands zu seinem Trabant. Angst vor Blamage und gedemütigter Größenwahn bestimmten demnach sein Handeln.
Dass die Italiener ihren deutschen Kameraden ebenbürtig sein und seine Faschisten mit den Nazi-Verbündeten Schritt halten mögen: Das ist an diesem Septemberende Benito Mussolinis höchstes Streben. Doch zu seinem großen Kummer bringen sie es nicht fertig. Deshalb geschieht es immer häufiger, dass die Mitarbeiter des Duce seine anti-italienischen Wutausbrüche ertragen müssen.

Quelle: Antonio Scurati – M. Das Buch des Krieges

Italiener als Kanonenfutter

Der italienische Waffengang wurde, wie vorgesehen, eine Endlosschleife von Niederlagen und sinnlosen Gemetzeln. Zu Hunderttausenden wurden schlecht ausgerüstete und nicht mal angemessen gekleidete junge Männer in den sicheren Tod geschickt. Eine angekündigte Tragödie. In der Tat ähnelt Antonio Scuratis „M. Buch des Krieges“ einem antiken Trauerspiel: Es beschreibt den Sinkflug eines Herrschers, dessen Hybris ihn und sein Land in den Abgrund stürzt – und mitschuldig werden lässt am größten Blutbad des 20. Jahrhunderts. Mehr als 68 Millionen Menschen starben im Zweiten Weltkrieg.
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